Revision of the Concept, 8.2013

The experience of the tour makes me thinking over the concept and the practicallities of this project.

In short, the work will be done in two parts from now on, to give a helpful structure and takes the maker out of the excessive demand of producing results, which are basically rooted in the production methods and expectations of theatre and are not necessarily meaningful in the encounter with people.

The devision will be therefor made between:

1. encounters with people along the route, not necessarily with performative results and documentations, and

2. prepared stations within the art and theatre context.

The theme and gesture of the gift is still essential in both parts.


Presents are important as a social link between people. Presents are not necessary based on economical circumstances and can therefor have a great effect on the interhuman relations and values. Strengthening these, the social challenges and even sometimes economical and political circumstances can be managed easier in many cases.

The project aims to bring creativity and art directly into social life, in the relations of people, as well it is using the representative theater form to let many others participate from the outside.

...


Die Entwicklung meiner Arbeit in den letzten Jahren formulierte immer mehr eine kritische Haltung am Format des Theaters und damit einhergehender Arbeitsmethoden.

Auch die mittlerweile allgemein entwickelten Strategien zur Überbrückung zwischen Publikum und Kunst konnten im Theater über pro-forma Beteiligungen des Publikums kaum hinausreichen.

Temporäres Resultat dieser Entwicklung war in einigen meiner Arbeiten daher teilweise eine Abkehr von der direkten und frontalen Präsentation und des entsprechenden Austausches mit dem Publikum im Theaterraum, hin zu einer Zuwendung zu Kommunikationen in verschiedener Form. (siehe "In All Languages", "Schrottplatz", aber auch frühere Arbeiten wie "Kaffee, Kuchen, Menschen, Arbeit", "Funktionen")

 

1. Begegnungen und Kunstpraxis während der Reise

Der Kern der aktuellen Arbeit entzieht sich bei zufälligen Begegnungen während der Tour einer Ausarbeitung in performativem Format. Die konsequente Hingabe an den anderen Menschen erfordert im Sinne der Idee des Geschenkes zunächst dem Anderen Aufmerksamkeit zu geben. Dies nimmt i.d.R. soviel Zeit in Anspruch, dass während der Tour kaum noch Zeit für ein im herkömmlichen Sinne erarbeitets Produkt übrig ist. Allerdings wird während der Tour immer wieder festgestellt, dass gerade diese Aufmerksamkeit dem Anderen gegenüber das wesentliche Geschenk ist, und durch ein anschließendes Produkt, wie es auch im Theaterkontext verstanden werden würde, dessen Unmittelbarkeit und Kern eher geschwächt wird.

Diese Erfahrung hat mich in die Rolle eines zunächst Zuhörenden und Beobachtenden vesetzt.

Im weiteren Verlauf der Tour wird sich diese Rolle des zunächst passiven Partners sicherlich entwickeln. Eine gleichbleibende universale Methode zeichnet sich allerdings weder ab, noch ist eine solche angestrebt, da jede Begegnung ihre eigenen Regeln und Methoden entwickelt.

Der Grund dafür ist die unendliche Vielfalt, die sich aus einer respektvollen reziproken, also sich gegenseitig beeinflussenden und somit kreativen Begegnung ergibt.

 

Nicht zu vernachlässigen ist die Tatsache, dass sich das Projekt in erster Linie an den Möglichkeiten und Notwendigkeiten der Menschen orientiert, denen man in aller Welt begegnet. Daher bitte ich den Leser bei Betrachtung und Analyse dieses Projektes von einer eurozentristischen Perspektive Distanz zu nehmen, soweit sich dieser im europäisch geprägten Kunstraum bewegt. Der Begegnungsteil der Tour ist bewusst Ergebnis-offen angelegt, um derlei kulturelle "Misverständnisse" und daraus resultiernde künstlerische Verwerfungen zu vermeiden.

 

Der sogenannte und oft eingeforderte "Mehrwert" dieses Teils des Projektes lässt sich somit nicht notwendigerweise in ein Produkt repräsentieren, welches den aktuellen Diskursen des Welt- und Kunstveständnis der ehemaligen kulturen Zentren der Moderne und Hochburgen der künstlerischen Entwicklung entspricht.

 

Der Raum, der den Anderen zugestanden wird, und notwendig ist, wenn man das Potential dieser Menschen nicht einschränken will, ist daher zunächst ein zu beschütztender, bevor man den Anderen die Regeln des Verständnisses überstülpt, oder zur Diskussion gibt. Die Regeln und das Diskussionsmaterial entsprechen ja nicht den Grundlagen des Anderen, sondern den Diskursen und Werten, die man mit sich führt, so offen diese auch gestaltet sein mögen.

 

Die literarische Form ist daher momentan die geeignetste, um diese Entwicklung wiederzugeben. Die Darstellung des Geschehens in weiteren Medien ist in der Zukunft künstlerisch auszuarbeiten.

Der langfristige Projektverlauf gibt glücklicherweise genügend Raum für solcherlei Entwicklungen.

 

Daher nehme ich nun leider vorläufigen Abstand von dem prinzipiell richtigem, aber doch recht ambitiösen ursprünlichen Vorhaben, Dokumentationen von allen Begegnungen mit mit all den Menschen, denen ich auf dieser Reise begegne, zu erstellen und die resultierenden künstlerischen Geschenke repräsentativ und performativ zu erarbeiten.

Der Sinn der Reise, die Begegnungen und die damit verbundenen Geschenke der Aufmerksamkeit sind weiterhin ein wesentlicher Bestandteil des gesamten Projektes und finden ohnehin statt.

Ohne Menschen in ihrem eigenen Umfeld kennenzulernen, ist es schlichtweg nicht möglich die eigene Vorgehensweise zu hinterfragen und zu entwickeln. Allein die vorbereiteten Stationen würden eine zu sehr eingeschränkte Perspektive über die weitaus vielfältigeren Lebensstrategien und Umstände offerieren, als sich diese im Kunstraum repräsentieren können.

Daher ist die vielkritisierte Fortbewegungsart des Motorradfahrens nach wie vor die geeignetste für mich, um auch in abgelegene Winkel der Erde mit Menschen aller couleur zu gelangen.

 

 

2. Vorbereitete Stationen

Im beschützten Theaterraum und/oder mit unterstützender Struktur hingegen ist das grundlegende Konzept des performativen Geschenkes für eine bestimmte Person bisher immer erfolgreich umsetzbar. Auch wenn diese Resultate sehr unterschiedlich ausgeprägt sind und ebenso nicht notwendigerweise aus jeder Perspektive des Welt- und Kunstverständnisses Akzeptanz finden. Die Notwendigkeiten und Ideen sind örtlich zu verschieden, als dass sie sich überhaupt vergleichen lassen, geschweige denn einem einzigen Format entsprechen könnten. Zumal i.d.R. mehere Beteiligte für andere Personen diese Geschenke in einer Station entwickeln.

Die Intimität der reziproken Begegnung springt während des performativen Geschenkes auf das Publikum in zweierlei Hinsicht über. Zwischen den Rollen des Schenkenden und der des Beschenkten oszilliert die Wahrnehmung des Publikums in einer Beteiligung des Vergleichs, was man selber schenken würde, bzw. geschenkt haben möchte.

 

 

Darstellbarkeit, Gleichsetzung von Begegnung und Leben mit der Kunst, zwischenmenschliche Kunstpraxis

 

In diesem Zusammehang stellen sich einige unangenehme aber auch eventuell wegweisende Fragen an die Notwendigkeit der Kunst, dessen Funktion, und Form der Sichtbarkeit bei der Vermittlung.

 

Notwendigkeit der Darstellung:

1. Das Auge wird als primäres Sinnesorgan angesehen, obwohl sich zumindest künstlerischer Sinn nur im Zusammenspiel aller wissenschaftlich analysierbarer Sinne und darüberhinaus noch mit Komponenten ergibt, die sich ausserhalb der intellektuellen Beschreibungsmethoden menschlichen Horizontes befinden.

 

2. Intellektuelle und emotionale menschlichen Werte sind nicht finanziell übertrag- oder bewertbar. Ökonomische Aspekte können diese Werte durchaus stützen, infiltrieren im allgemeinen aber das Verständnis über diese Werte, und können sie letztendlich in ihrer gesellschaftlichen Funktion nicht ersetzen.

Produktorientierte Resultate, die sich im Marktgeschehen des Kunstbetriebes manifestieren, haben ihre repräsentativen und reflektierenden Zwecke innerhalb des gesellschftlichen Gefüges und werden solcherart durchaus sinnvoll genutzt. Von wenigen Ausnahmen abgesehen, sind sie allerdings selten von einer so hohen Qualität, dass sie eine Wesentlichkeit in der Kommunikation ermöglichen, die sich über die Fragen der Formen der Darstellbarkeit und der menschlichen Wahrnehmung hinwegsetzen.

 

Momentan scheint es daher durchaus sinnvoll, die Idee der Kunst auf einen grundlegenden Faktor zu fokussieren und die Frage der Darstellung im Geschehen selbst beantwortet zu belassen. Auch wenn so durchaus berechtigte und für uns i.d.R. unhinterfragbare Notwendigkeiten und Mechanismen des Kunstbetriebes zugunsten einer zwischenmenschlichen Kunstpraxis zumindest vorläufig vernachlässigt werden müssen.

 

Die drei sich abzeichnenden Bereiche: 

Idee, 

Geschehen selbst, und 

Darstellbarkeit nach aussen oder in anderen Medien, 

sind nicht notwendigerweise zu Präsentationszwecken zu einer Einheit zusammenzufügen. (Als Komponeneten ergänzen sie sich durchaus in der Erfahrungsebene, in der Vermittlung im Einzelnen und in der Vermengung.)

Den ideellen Wert der zwischenmenschlichen Kunstpraxis vorangestellt, müssen neue Methoden der Vermittlung und ein Werteverständniss der Kunst ohne Produktbezogenheit entwickelt werden, nicht nur um kontraproduktiven Verfahrensweisen zu entgehen, sondern auch um das Nadelöhr für ein erweitertes Kunstverständnis in den Raum zu setzen.

Die politisch geforderte Einbettung der Kunst in die Gesellschaft ist nachzuvolziehen, solang es keine thematischen Setzungen voranstellt wie und womit sich die Kunst aufgrund politischer Fehlleistungen betätigen muss. Bleibt der Wert der Kunst in der Gesellschft derart unbesetzt, vemag sie gesellschftlich kreative Leistungen zu vollbringen, die über die ideologischen und wirtschaftlichen Forderungen weit hinaus gehen. Die Form und das Ergebnis müssen allerdings der zwischenmenschlichen Kunstpraxis überlassen bleiben.

D.h., dem reziproken, kreativen Verhältnis zueinander und seiner autonom entwickelten Werte entsprechend im mikro-System entwickelt werden, anstatt einer angeblich allgemeingültigen Praxis orientiert zu entsprechen.

Jeder Mensch ist kreativ genug um dies in seinem eigenen Leben zu tun, sonst würde dieser basal nicht existieren können.

Es ist Aufgabe der Kunst im Leben der Menschen stattzufinden.

Contact: thomaslehmen@thomaslehmen.de                                                                              © Thomas Lehmen 2013